Einweihung Beratungsstelle Offenbach

Mit geladenen Gästen feierte Perlenschatz am Samstag bei Sektempfang die Eröffnung seiner Offenbacher Beratungsstelle mit Grußworten des Vermieters Pastor Lionel Bendobal und der Pastorin einer internationalen Gemeinde in Frankfurt, Mahin Mousapour.

Der Beratungsraum befindet sich in den Räumlichkeiten des künftigen Nachbarschaftszentrums der „Kirche am Start“ (KaS). Die Moderation übernahm die Beraterin Irene Cunsolo-Hauptmann.

Grußworte durch Pastoren

Bendobal hieß Perlenschatz herzlich willkommen: „Es ist richtig, richtig schön für uns, dass Ihr hier bei uns, bei der Kirche am Start, ein Zuhause gefunden habt. Ich habe immer gedacht, dass Christsein sich nicht primär um die kritische Auseinandersetzung anderer Philosophien drehen kann, sondern es muss immer darum gehen, was wir für die Menschen tun. Es muss darum gehen, wie wir konstruktiv für die Menschen einstehen. Mein Gefühl und mein Eindruck ist: Perlenschatz, Ihr seid hier ein Vorbild für uns, wie man für andere da sein kann – und eine Inspiration zugleich für viele andere. Ihr verfolgt ein Anliegen, was ich glaube, das im Herzen des Christentums steht, und dafür wollen wir danke sagen. Danke, dass Ihr für diese Frauen, die keine Stimme haben oder die eigene Stimme nicht erheben können, kämpft. Danke, dass Ihr Trost schenkt, wenn niemand starb. Danke, dass Ihr Selbstwert aufbaut, wenn er so lange zerstört wurde. Danke, dass Ihr Perspektive gebt, wo manchmal nur noch alles dunkel ist. Danke, dass Ihr einfach da seid!“ Als Ermutigung zum Start der Beratungsstelle brachte er Worte von Mutter Theresa mit, die auf Perlenschatz zutreffen würden: Jesus ist der Hungernde, gebt ihm zu Essen, Jesus ist der Durstige, gebt ihm zu trinken, Jesus ist der Nackte, kleide ihn, Jesus ist der Obdachlose, bittet ihn rein …, und fügt ihren Worten seine eigene hinzu: „Jesus ist diese Frau, berate sie. Danke!“


Wie Bendobal kommt auch Mousapour ursprünglich aus dem Islam. Sie könne nur für ihre Kultur sprechen. Laut einem UNO-Bericht seien Frauen weltweit unverhältnismäßig stark von Armut, Diskriminierung und Ausbeutung betroffen. Die Frauen aus ihrer Kultur hätten noch eine niedrigere Stellung als andere Frauen in der Welt, weil es für sie in ihren Ländern kaum Menschenrechte gäbe. Die Pastorin war aus dem Iran nach Deutschland gekommen und verweist auf die Medien, die über die dortige aktuelle Situation berichten. „Die Rechte der Frauen im Iran werden ständig gewaltsam verletzt. Die Frauen im Iran werden systematisch als Untermenschen entwürdigt und herabgesetzt.“ Frauen aus dem Patriarchat würden häufig in einer Parallelgesellschaft leben und ihre Rechte nicht kennen und das würde auch die Integration dieser Frauen in die Gesellschaft erschweren. Perlenschatz arbeite unter den Frauen, die noch wenig Zugang zum Hilfesystem haben. Der Verein sei spezialisiert auf die Bedürfnisse dieser gebrochenen Frauen und sei ein Ort für unterdrückte, verfolgte und missbrauchte Frauen, die ihre Rechte meist nicht kennen. Er betreue und helfe den Traumatisierten und von psychischer, köperlicher und sexueller Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern professionell durch kompetente Mitarbeiter, die teilweise selbst viele Jahre in diesen Kulturen gelebt haben. Perlenschatz verhelfe den Frauen dazu, ihr Leben selbstbestimmt zu leben und ihre Würde zurückzubekommen. Die Frauen aus Migrantenfamilien, die Mangel an Sprachkenntnissen haben und sich in der Gesellschaft nicht gut auskennen, seien bei Perlenschatz gut aufgehoben. Perlenschatz sei eine wichtige Institution in diesem Lande, die eine großartige Arbeit im Bereich Integration und soziale Hilfe leistet. „Ich bedanke mich dafür, dass Perlenschatz diese verachteten Frauen vor häuslicher Gewalt schützt. Sie setzen sich der Gefahr dieser brutalen Männer dadurch selbst aus. Perlenschatz schützt diese niedergeschlagenen Frauen wie kostbare Perlen und verleiht ihnen die Schönheit einer Perle. Die großartige Arbeit von Perlenschatz ist für mich ein Beispiel für selbstlose Liebe. Mein Dank und Respekt gilt dem einzigartigen Team von Perlenschatz. Ich wünsche von Herzen für Perlenschatz, dass sie da, wo es dunkel ist, leuchten dürfen und viele Frauen erreichen können.“

Eine Betroffene berichtete

Eine ehemals von Gewalt Betroffene aus dem Nahen Osten berichtete in einem Interview über ihre Erfahrungen mit körperlicher und sexueller Gewalt, die an der Tagesordnung war. „Mir wurde früh vermittelt, dass mein Mann mein zweiter Gott ist.“ In ihrer Kultur gäbe es den Spruch, dass man mit einem weißen Kleid ins Haus des Mannes gehe und mit einem weißen Kleid am Ende wieder dort rausgetragen werde. „Ich hätte mir gewünscht, dass es damals, als ich in dieser Situation war, schon eine Einrichtung wie Perlenschatz gegeben hätte. Ich hatte lange nicht die Option, aus der Ehe auszubrechen.“

Auch die Beraterin Irene Cunsolo-Hauptmann stellte sich persönlich vor. Sie war aus Bayern mit ihrem Mann nach Offenbach gezogen, hat das Schutzhaus bei Perlenschatz während eines Praktikums kennen gelernt und engagiert sich nach einer Ausbildung jetzt persönlich für Frauen in Not.

Die geschäftsführende Vorsitzende Anette Bauscher präsentierte Hintergründe zu Perlenschatz und Zahlen zum Thema Gewalt an Frauen in Deutschland und Europa.

Bei anschließendem Imbiss und musikalischer Begleitung durch Romano Cunsolo sowie Arasalan und Sheida aus dem Iran war genügend Zeit zum Netzwerken.

Finanzierung der Beratungsstelle

Die Beratungsstelle in Offenbach war möglich durch eine Anschubfinanzierung der Share Value Stiftung. Wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung!